Sommerschlafdecke mit Daunenfüllung und Punktsteppung

 

Nach langen Jahren als Schlafsackschläfer fiel mir auf das ich den Schlafsack eigentlich fast nur mit geöffnetem Reißverschluß benutzte. Böse Zungen behaupten aufgrund von zugenommener Leibesfülle, aber sicherlich sind auch die Touren weniger extrem geworden, so daß die Notwendigkeit nicht mehr bestand die "Schotten dicht" zu machen.


Wenn man den Schlafsack eh nicht mehr zu macht, so kann man sich viele Sachen daran sparen. Kapuze, Reißverschluß mit Abdeckung, Wärmekragen und den Teil des Schlafsackes auf dem man üblicherweise drauf liegt und der deshalb sowieso kaum eine Isolationswirkung hat. Heraus kommt dann eine Schlafdecke mit Fußbox und Gummizug am Kragen. Die Breite ist etwas kleiner als bei einem richtigen Schlafsack, jedoch nicht sooo viel wie ich ursprünglich erhofft hatte. Meine ersten Prototypen waren lediglich 110 cm breit, das war ok solange man ruhig da lag, aber sobald man sich im Schlaf umdrehte kam kalte Luft unter die Decke. Meine Decken sind jetzt 1,4 m breit, das ist nur 10 cm schmäler als die Maximalbreite meiner normalen Schlafsäcke. Decken für zu Hause haben ähnliche Abmessungen. Die Fußbox ist bei mir immer noch sehr schmal geschnitten, die hat nur 80 cm Umfang, das spart Gewicht und reicht mir platzmäßig gerade so aus.


Für die Isolation verwende ich Gänsedaunen. Diese sind für Ihr Volumen sehr leicht und haben ein geringes Packmaß. Bei Feuchtigkeit klumpt Daune zusammen und verliert Ihre fantastische Isolationswirkung, deshalb achte ich sehr darauf das sie nicht naß wird. Im Rucksack kommt die Decke nochmal in eine Extratüte und das Zelt/ Tarp ist regendicht. Sporadischer Kontakt mit Kondens und hohe Luftfeuchtigkeit sind meiner Erfahrung nach kein großes Problem.


Um die Daune in der Decke am Verrutschen zu hindern ist eine gewisse Aufteilung der Decke in Kompartimente notwendig. Einfache durchgesteppte Kanäle sind zwar leichter, haben aber lange "kalte" Nähte an denen sich Außen- und Innenbezug treffen  und bei denen praktisch keine Isolationswirkung vorhanden ist. Das ist bei Sommerdecken durchaus OK, aber wie man weiter unten sieht gibt es Besseres. Auch muß, wenn die Steppung akkurat sein, und gut aussehen soll, diese aufwändig angezeichnet und abgesteckt werden. Eine andere, aufwändige Konstruktion, die sog. H- Kammern mit Wänden aus Moskitonetz eliminiert zwar die "kalten" Nähte, aber ist auch "schwer". Es kommen pro Schlafsack gerne Mal 50-100 gr Moskitonetz zusammen, das Gewicht kann man auch in mehr Daune investieren bzw. sich einfach komplett sparen. Außerdem ist diese Art der Konstruktion meiner Erfahrung nach für Sommerschlafsäcke einfach nicht zwingend notwendig.


Wenn man sich Schlafdecken für den Hausgebrauch ansieht, so gibt es noch eine Variante, die sog. Punktsteppung. Dabei wird das riesige Volumen des Deckenbezuges durch punktfürmige Absteppungen so verringert und in Form gebracht, das ein Verrutschen der Daune zwar nicht vollständig vermieden wird, aber doch soweit eingeschränkt das letzendlich über die Nacht die Daune schon da bleibt wo sie sein soll- nämlich über dem Schläfer. Dazu werden die Abstände der Stepppunkte zur Seite hin immer enger, über dem Schläfer, befinden sich idealerweise kaum Stepppunkte. Im Vergleich durchgesteppten Kammern hat man viel weniger "kalte" Stellen am Schlafsack. Außerdem
kostet die Konstruktionsmethode Punktsteppung außer ein Paar Meter Garn kein zusätzliches Gewicht. Die Schlafdecke kann also leichter sein, bzw. kann das Gewicht der H- Kammerkonstruktion in mehr Daune investiert werden. Weiterhin hält sich der Nähaufwand in Grenzen. U. g. Beispieldecke ist in einem Tag entstanden.


Der große Nachteil für den Selbermacher ist die Verarbeitung der Daune an sich.
Meine Schlafsäcke habe ich sonst immer in der Dusche (der am leichtsten zu saugende Ort in der Wohnung) gefüllt, andere haben ein Zelt im Wohnzimmer aufgebaut und dort Ihre Schlafsäcke gefüllt. Neben dem kleinen Fußboxboden muß man bei der Punktsteppung nur eine weitere Kammer füllen. Die Sauerei des Hantierens mit der Daune wird also minimiert. Trotzdem sollte man sich auch bei der Punktsteppung einen Staubsauger bereitlegen. Ist der Staubsaugerbeutel darin neu, so kann die eingesaugte Daune wiederverwendet werden.



Hier ist mal schematisch der Zuschnitt dargestellt. Meine Decke ist oben 1,4m und unten 80 cm breit. Das kleine Viereck erchts unten ist der Abschluß der Fußbox. Alle skizzierten Stoffe werden zweimal benötigt. Idealerweise macht man einen der beiden Bezüge schwarz. So trocknet der Quilt, wenn man Ihn die schwarze Seite der Sonne zuwendet am schnellsten.

 Bei 1,87 cm Körpergröße meinerseits haben sich 2m Stofflänge für den ganzen Quilt als ausreichend herausgestellt. Je nach eigener Körpergröße kann man natürlich die Maße entsprechend abändern. Man bedenke das sich durch die Bauschkraft der Füllung die Gesamtabmessungen des Quilts noch etwas verkleinert.

Zuerst näht man die jweils unteren 30 cm des Innen- und Aussenbezugs zu einem Schlauch zusammen. Dieser Schlauch bildet dann die Fußbox.

Als nächstes wird, wie hier im Längsschnitt dargestellt, etwa 5 cm vom Fußende entfernt der Innere Boden der Fußbox eingenäht.

Als nächstes näht man den äußeren Boden mit gewissem Abstand zum inneren Boden ein. Dieses Kompartiment wird jetzt, bevor man die Naht komplettiert, schon mit einer Handvoll Daune gefüllt, da man sonst nicht mehr an das Innere des Bodens herankommt.

Nun wird der Außenbezug an der Bodennaht mit dem Innenbezug verheiratet. Man beachte die Richtung der Nahtzugabe. Anschließend kann man die Nahtzugabe der im ersten Schritt gemachten 30 cm Fußboxlängsnaht des Außen- und Innenbezugs mit einem Zickzackstich zusammennähen, so daß aber Außen- und Innenbezug noch einen cm Abstand voneinander haben. Dieser Naht ist völlig unkritisch und optional. Man erhält aber so an dieser Stelle sozusagen "kostenlos" eine nicht kalte Naht und kann Außen- und Innenbezug so etwas aneinander fixieren. Anschließend steckt man Außen- und Innenbezug oberhalb der Längsnaht zusammen und näht die Seitennaht. An einer Seite 30 cm offen lassen, da muß dann später die Daune rein. An den beiden oberen Ecken nähe ich noch jeweils einen kleinen Stoffstreifen an, auf diesen wird dann ein Druckknopf befestigt der dann die Schlafdecke am Nacken schliesst (Siehe unten)

Anschließend steckt man Außen- und Innenbezug oberhalb der Längsnaht zusammen und näht die Seitennaht. An der Stelle an der sich die Seitennähte und die Nähte der Fußbox treffen empfiehlt es sich noch ein kleines gefaltetes Stück Stoff als Zugentlastung einzunähen. An einer der Seiten müssen 30 cm offen gelassen werden, da muß dann später die Daune rein.
Oben braucht man einen Schnürzug. Dieser wird als französische Naht ausgeführt. Der Schnürzug kommt aus einer Lücke zwischen den beiden Stoffen heraus.

An den beiden oberen Ecken nähe ich noch jeweils einen kleinen Stoffstreifen an, auf diesen wird dann ein Druckknopf befestigt der dann die Schlafdecke am Nacken schliesst. Auch sieht man in der Mitte der Oberkante den Schnürzug. Wen der Schnürzug genau in der Mitte stört, der kann diesen auch etwas versetzt anbringen. Schließt man den Knopf im Nacken und zieht den Schnürzug zu, so bekommt man einen sehr dichten Abschluß am Hals. Wegen der Kapuzenlosigkeit der Decke im Vergleich zum Schlafsack ist eine ordentliche Mütze für kalte Tage Pflicht, sollte es ganz eisig werden dann gerne auch eine Balaclava.

Anschließend wird in den Sack die Daune eingefüllt. Bei der unten gezeigten Beispieldecke war die Umfüllaktion nach 10 Minuten auf dem Balkon erledigt. Anschließend kann die Einfüllöffnung mit Stecknadeln zugesteckt werden. Man kann auch gleich alles zu nähen, hat dann aber nicht mehr die einfache Möglichkeit Daune hinzuzufügen oder wegzunehmen, Später etwas Naht aufzutrennen geht natürlich immer. Für eine Sommerdecke habe ich gut 200 gr. hochwertige Daune genommen. Ist die Daune im Bezug so stellt sich erstmal eine große Enttäuchung ein. Das Ganze sieht aus wie ein riesiger, formloser Sack mit minimal Bauschkraft. Aber nicht verzagen, der nächste Schritt, die Punktsteppung, macht aus dem formlosen Sack eine Schlafdecke. Ich empfehle am Rand seitlich anzufangen und mit der Hand die Steppunkte zu setzen. Je weiter man sich zur Mitte hin vorarbeitet desto größer können die Abstände zwischen den Punkten sein, die Daune soll ja dazu überredet werden sich in der Mitte, also genau über dem Schläfer zu sammeln. Zu den Seitenkanten hin kann man eigentlich beiliebig viele Steppunkte anbringen, da  dort an der Kante selbst sowieso kaum Isolation notwendig ist, immerhin sit die Decke ja dort zu Ende. So wird die Daune in die Mitte "gezwungen". Man kann vor dem zubettgehen die Daune auch noch zusätzlich in die Mitte schütteln.

Die Stepppunkte selbst werden mit der Hand durch alle Lagen durchgenäht. Ich mache mehrfache spiralförmige Stiche die Kreuzweise angeordnet sind. Die Fläche beträgt ca 0,5 x 0,5 mm.

Diese Decke habe ich für meine Frau gemacht. Sie ist eher eine Frostbeule und hat deshalb gut 270 gr. Daune spendiert bekommen. Gesamtgewicht ca. 460 gr. Nun näht man noch zwei Packbeutel, ein kleiner aus wasserdichtem Stoff, der andere, riesig, aus unbeschichtetem Stoff (gerne auch aus einem Baumwollrest, altem Bettbezug o.Ä.) als Aufbewahrungssack zu Hause.



 

FERTIG!!!!!

 

Zurück zur Startseite