Zweiertarporigami

Jahrelang bin ich mit einem einfachen 3x3 m Tarp unterwegs gewesen. Dabei habe ich es eigentlich immer entweder als Firstzelt, als Schrägdach oder als sog. Flying Diamond aufgebaut und fühlte mich eigentlich immer gut geschützt.



Für wirklich schlechte Witterungsbedingungen ist ein rundum geschlossener Shelter aber schon wünschenswert. Die Pyramidenform bietet sich hierfür garadezu an. Ich bin kürzlich über ein Video von "Papa Hiker" auf Youtube gestoßen. In diesem Video beschreibt er fünf Arten ein 3x3 m Tarp als rundum geschlossene pyramidenförmige Shelter aufzubauen. Die meistern der unten gezeigten Aufbauarten gehen auf dieses Video zurück.

Allen pyramidenförmigen Aufbauvarianten ist gemein daß der Stock in der Tarpmitte steht. Ich habe mir deshalb dort innen eine Stangentasche aus Rucksackstoff (z. B. Cordura) angenäht. Dann kann man auch mal Stöcke aus dem Wald verwenden ohne daß sich diese durch das nicht sehr durchstichfeste, dafür aber reißfeste Silnylon pieksen. Außen ist eine Schlaufe angebracht, so könnte man das Tarp unter einem Baum aufhängen (unter Bäumen sollte aber nicht bei Sturm gezeltet werden- herabfallende Äste!).



Die Pyramidenform wird im Prinzip meist dadurch aus dem flachen Tarp erzeugt in dem man einen oder zwei Abspannpunkte mit jeweils einem Karabiner zusammenfaßt (Stück Schnur und zusammenknoten geht im Prinzip auch). Dadurch wird dann auch gleich der Eingang gebildet.
Man hakt eine Abspannöse aus und kann dann dort in das Zelt schlüpfen. Einzige Ausnahme ist das Sternenzelt, dort entsteht die Pyramidenform durch die höhere Stoffdehnung in der Diagonalen.

Aber nun zu den einzelnen Aufbauvarianten:

Trapezpyramide:
Diese Aufbauart ist sehr einfach zu bewerkstelligen. Die Trapezpyramide bietet Platz für 1,5 Personen. Sie ist im hinteren Bereich 3m breit, vorne allerdings nur 1,5 m. Die Tiefe beträgt gut 2m. Die Pyramide kann mit einem üblichen 1,35m langen Trekkingstock aufgebaut werden.

 


Zuerst werden die hinteren Ecken "A" befestigt. Der Stab kommt in die Mitte. Dann werden die Abspannpunkte "B" und "C" mit Karabinern zusammen nach vorne abgespannt. Fertig! Um in das Zelt hinein zu kommen, löst man den Abspannpunkt B von C und kann so über die Seite einsteigen. An der nicht als Eingang benutzten Ecke wird der überschüssige Stoff mit einem Knoten zusammengerafft (unteres Foto).

Längspyramide
Die Längspyramide ist von der Raumaufteilung her gut für zwei, auch lange Wanderer nutzbar. Dazu werden, nicht wie bei der Trapezpyramide zwei benachbarte, sondern zwei gegenüberliegende Ecken zusammengefaßt. DerStock sollte etwa 1,3m lang sein. Sollte das Wetter sich wider Erwarten als gut erweisen, dann könnte man auch eine Ecke "aufdröseln" und dann an der Vorderseite einen zweiten Stock einsetzen um einen große Belüftungsöffnung/ Eingang zu erhalten. Man erhält dann einen, nach drei Seiten geschlossenen, Unterschlupf, wie man sieht mit "Stehhöhe" ;-).




Der Aufbau geht wie üblich von statten, die Reihenfolge ist durch die Buchstaben vorgegeben (erst A, dann B usw.). Man fängt an einer Ecke an und hangelt sich dann im Uhrzeigersinn außen herum. Der Stab in der Mitte kommt vor Befestigung der letzten Ecke rein. Im Anschluß hat man natürlich die Möglichkeit, je nach Windstärke noch weitere Heringe anzubringen.


Pitontarp
Meine Idee war ein Pyramidenzelt wie das Piton oder das Deneck aus einem 3x3 Tarp zu bauen. Leider reicht bei meiner Bauweise ein normal langer Trekkingstock nicht aus und man braucht einen Stock der 1,45 m lang ist. Man könnte auch zwei Trekkingstöcke mit einem Stück Schnur verbinden. Damit baut das ganze Zelt doch sehr hoch. Für einen Schlechtwetteraufbau ist das leider nicht ideal, dafür passen zwei Personen mit ausreichend Platz nach oben rein.




Zuerst wird wieder die Hinterwand an den Ecken A abgespannt. Dann verbindet man die Abspannpunkte B und C. Der Stock wird nun in die Mitte gestellt und dann werden die vorderen Ecken D abgespannt. Bei Sturm können natürlich die zusätzlichen Abspannpunkte an Vorder-, Rückseite und auch die Abspannpunkte B/C benutzt werden. Der durch B und C zusammengeraffte Stoffbereich kann mit einer kurzen Leine nach außen und zur Seite weggespannt werden.

Startent - Sternenzelt
Das Sternenzelt hat seinen Namen von seinem leicht sternförmigen Grundriss. Es wird benutzt wenn man einen Unterschlupf für mehr als zwei Personen braucht. Es bietet mit einem 3x3m Tarp eine
eine riesige Grundfläche mit fast 9 qm, dafür hat man entsprechend wenig Kopffreiheit. Der Mittelstab ist nur etwa einen Meter hoch. Für eine vierköpfige Familie ist locker Platz und im Notfall bekommt man auch nochmal doppelt so viele Leute unter. Die Form selbst dürfte, im Gegensatz zum Pitontarp sehr windschlüpfrig sein.

Man kann es komplett geschlossen aufbauen, oder man spannt die Mitte der windabgewandten Seite mit einem Stock nach oben. Dann ist es fast wie ein niedrig abgespanntes Firstzelt mit Rückwand. Wie Papa Hiker richtig bemerkt ist die Ähnlichkeit des Startent mit einem bekannten fünfeckigen "shaped tarp" eines amerikanischen Herstellers nicht von der Hand zu weisen.





Zum Aufbau spannt man alle vier Ecken, am Besten über ca 1 m lange Leinen, nicht zu straff ab. Anschließend kommt der Stock in die Mitte, Zusätzlich kann man natürlich noch beliebig viele seitliche Abspannungen verwenden  um die Stabilität des Unterschlupfes zu erhöhen. Thoretisch könnten also maximal 16 Heringe verwendet werden. An der windabgewandten Seite kann ein zusätzlicher Stab den Eingang hochhalten.

Die Sechseckpyramide
Für den ultimativen Wetterschutz für maximal zwei Personen kommt hier noch Papa Hikers bombenfeste Aufbauform, der Hexamid, also die Sechseckpyramide. In der Maximalvariante sind insgesamt 12 Heringe verbaut und man hat noch vier kleine Snowflaps die den Unterschlupf zusätzlich abdichten. Die Pyramide ist kein Palast, ich mit meinen 1,87 cm stoße im Schlafsack sicherlich oben und unten an der Zeltbahn an, aber für maximalen Wetterschutz ist das zu verschmerzen.




Es ist nicht ganz so einfach aufzubauen, aber wenn man einen 125 bis 130 cm langen Stock benutzt und sich an die Reihenfolge hält, dan schafft man das. Zuerst werden die beiden Abspannpunkte A mit Heringen befestigt. Anschließend kommt der Stab in die Mitte (B) und dann werden die Punkte C fixiert. Zuletzt werden die Abspannpunkte D mit einem Karabiner zusammengeführt und dann jeweils nach links und rechts abgespannt. Alle weiteren Abspannpunkte können natürlich zusätzlich benutzt werden. Die Tarpecken können zusätzlich mit Steinen oder Schnee beschwert werden und dichten so die Behausung zusätzlich ab.


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