Schlafsack
Schlafsackkauf FAQ:
Wozu diese FAQ?
Diese FAQ richtet sich im wesentlichen an Leute die einen
preiswerten Sommer- bzw. 3- Jahreszeitenschlafsack für nicht
allzu extreme Gebiete möchten. Sie soll ihnen zur
Entscheidungsfindung dienen und Hilfestellung bieten um im
Laden die Spreu vom Weizen zu trennen. Leute die z. B. Im
Sommer bei 4000 m in den Anden übernachten, dürften denke ich
soviel Erfahrung haben, dass sie eine solche FAQ nicht mehr
brauchen.
Warum wärmt ein Schlafsack?
Schlafsäcke sind im wesentlichen Gebilde, welche den Schläfer
mit einer möglichst geschlossenen Isolierschicht umgeben, um
einen zu raschen Wärmeverlust zu verhindern. Das was beim
Schlafsack isoliert ist die Luft, welche vom Füllmaterial an
der Bewegung gehindert wird. Ob das nun Kunstfaser, Daune,
Zeitungspapier oder Popcorn ist, macht eigentlich nicht viel
Unterschied. Je dicker die Isolierschicht, desto mehr Luft
wird „gebunden“ und desto wärmer ist ein Schlafsack.
Daune oder Kunstfaser?
Kunstfaserschlafsäcke sind billig. Das ist dann aber schon ihr
einziger Vorteil. Im Gegensatz zu Daune halten sie nur einen
Bruchteil so lange, d. h. sie werden nach kurzer Zeit
plattgelegen, oder die Füllung zerreißt innerlich und lässt
Stellen ohne, bzw. mit wenig Isolierung übrig (der
schlechteste Schlafsack den ich besaß, hat genau einen Urlaub
lange gehalten. Danach war er selbst im Spätsommer zu kalt).
Kunstfaser ist außerdem schwerer als Daune, und lässt sich
nicht so gut zum verstauen komprimieren. Kunstfaserschlafsäcke
sind für Anfänger, welche das mit dem campieren erst mal
ausprobieren möchten, Leute mit schmalem Geldbeutel, Leute die
wenig Ansprüche an ihren Schlafsack stellen (Notreserve im
Auto, Übernachtungen im Haus bei Freunden etc.) und Leuten bei
denen der Schlafsack Verbrauchsgut ist (Festivals etc.). Als
Verkaufsargument für Kunstfaser wird gerne auf die
Feuchtigkeitsunempfindlichkeit der Fasern angespielt. Beim
Segeln mag das relevant sein, im Alltagsleben eines Outdoorers
spielt das kaum eine Rolle, mehr dazu gleich.
Daune hingegen ist fast immer leichter als Kunstfaser, lässt
sich gut komprimieren und hält sehr lange (Daunenschlafsäcke
welche nach 10 Jahren intensiver Benutzung immer noch so gut
wärmen wie am Anfang sind keine Seltenheit). Wenn Daune, dann
Gänsedaune, diese ist qualitativ hochwertiger. Oft wird einem
weisgemacht, das Daune feuchtigkeitsempfindlich wäre, und,
wenn sie nass wird, verklumpen würde. Das ist richtig.
Allerdings, wenn man sich nicht ganz doof anstellt, und seinen
Schlafsack in den Fluss schmeißt, dann gibt’s in der Praxis
eigentlich keine Probleme. Zum Transport legt man den
Schlafsackpackbeutel mit 1- 2 Mülltüten aus, und stopft
dahinein seinen Schlafsack. Zum Schlafen packt man ihn unters
Tarp oder ins Zelt- so ist er auch da vor Regen geschützt.
Falls der Daunensack ab und an mal mit einem feuchten Innen-
oder Außenzelt in Berührung kommt, ist das kein Beinbruch.
Selbst eine Woche Lappland mit ständigem, feuchten Verpacken
des Schlafsacks haben meiner Daune nicht im mindesten
geschadet (und nein, mein Schlafsack besitzt keinen
wasserdichten Bezugsstoff).
Meine Empfehlung an alle die Ihren Schlafsack länger benutzen
wollen: Daune!
Soll es partout ein Kunstfaserschlafsack sein, dann bitte
billig, billig, billig. Es lohnt sich einfach nicht für ein
solches Teil Hunderte von Euro auszugeben. Norma Aldi und Co
haben im Frühjahr immer recht günstige Einsteigerschlafsäcke
für um die 30 € - die sollten für den Anfang reichen.
Welchen Temperaturbereich soll
ich nehmen?
Fast nirgendwo wird im Schlafsackbereich soviel getrickst wie
hier. Gleich zu Anfang- ignoriert den Extrembereich- der sagt
gar nix aus, ihr wollt in eurem Schlafsack einigermaßen
schlafen, nicht überleben.
Für einen Sommerschlafsack reichen in Mitteleuropa 5- 0°, ein
3 Jahreszeiten- Schlafsack sollte so bis –-7° warm halten.
Woran erkennt man wie warm ein
Schlafsack ist?
Es gilt die Faustregel: Je dicker desto mehr Isolation.
Ein Schlafsack der bis 0° Isoliert sollte an der dünnsten
Stelle auf der Schlafsackoberseite so um die 5 cm Wandstärke
aufweisen.
Bei einem Schlafsack bis –-7 ° sollten etwa 7 cm Isolation
vorhanden sein. (Quelle: Feathered Friends ™ Webseite)
Vorsicht bei Katalogangaben- da werden oft Angaben zum Loft
gemacht- dieser Wert bezeichnet aber die Schlafsackdicke, also
Ober- und Unterseite, muss also noch durch 2 geteilt werden.
Manche Schlafsackhersteller geben der Oberseite des
Schlafsacks mehr Füllmaterial, sodass diese besser isoliert.
Eigentlich keine schlechte Idee, da die Schlafsackunterseite
sowieso durchs Körpergewicht plattgedrückt wird und deshalb eh
nicht so gut isoliert. Dreht man sich jedoch im Schlaf (wie
die meisten Menschen), so kommt die schwächer gefüllte
Unterseite zuoberst, und der Schlafsack ist dann kälter als
ein Schlafsack mit gleichmäßiger Verteilung der Füllung auf
Ober und Unterseite.
Was bedeutet Fillpower/ cuin?
Fillpower ist ein Maß für die Daunenqualität. Je höher der
Wert, desto besser die Daune. Die Fillpower gibt an, wie viel
Volumen eine Unze Daune einnehmen kann und wird in cuin- cubic
inches (Kubikzoll)- angegeben. Eigentlich eine gute Idee
diesen Wert zu messen, denn, je hochwertiger die Daune, desto
weniger (Gewicht) brauche ich, um ein und denselben Schlafsack
zu füllen. In der Praxis ergeben sich mehrere Probleme:
Es wird nur stichprobenartig gemessen- die Daunenqualität
unterscheidet sich oft schon von Gans zu Gans. Für den einen
Schlafsack mögen die Angaben dann stimmen, für den nächsten
schon nicht mehr. So sind dann auch Schlafsackempfehlungen mit
Vorsicht zu genießen. Ein Schlafsack Modell Superwarm kann
richtig gut und prall befüllt sein, ein anderer vom Modell
Superwarm macht evtl. eine recht schlappe Figur.
Es gibt mehrere Prüfmethoden- 700 cuin beim Hersteller A
können was ganz anderes sein als beim Hersteller B
Und oft wird IMHO auch ganz massiv geschummelt. Bei einem
Schlafsacktest einer deutschen Fachzeitschrift wurde mal die
Fillpower der Daunen nachgemessen. Die meisten Hersteller
erreichten nicht die werbeversprochenen Fillpowerwerte. Nur
ein Hersteller lag über seinen Angaben. Komisch oder?
Abhilfe:
Guckt euch die Schlafsäcke life im Laden an, fühlt die Daune
mit den eigenen Händen, legt sie auf die Waage und legt euch
rein. Anschließend kauft ihr genau den Schlafsack den ihr im
Laden ausprobiert habt. Dazu aber gleich mehr.
Woran erkenne ich einen guten,
preiswerten Schlafsack?
Die Daune ist der Teil am Schlafsack, welcher am teuersten
ist.
Folglich ist der Schlafsack, welcher volumenmäßig die meiste
Daune besitzt, der beste Deal. Volumenmäßig bedeutet hier, das
man sich zuerst das Füllgewicht ansieht. Je mehr desto besser.
Dann schaut man auf die Fillpowerangabe, auch hier gilt, je
mehr desto besser. Man sollte sich jedoch vor Augen halten,
dass Daune mit mehr als 650 cuin sehr viel teuerer ist als
Daune mit 600- 650 cuin. Ob man das wirklich braucht muss
jeder selber entscheiden. Auch mit guter 600er Daune lassen
sich sehr gute, tragbare und warme Schlafsäcke bauen. Über 650
cuin kommt man sehr schnell in den hochpreisigen high- end-
Bereich. Die 100- 200 gr Gewichtsersparnis muss man teuer
bezahlen, und können an anderer Stelle im und am Rucksack viel
billiger erreicht werden. Der wahre Test jedoch muss der
Schlafsack im direkten Vergleich mit anderen Säcken im Laden
absolvieren.
Lege sie nebeneinander aus:
Sieht der Sack prall aus, richtig aufgeplustert, oder sind
einige Kammern noch schlapp und hängen durch?
Welcher der Schlafsäcke ist am fettesten?
Ist der Sack gut zu komprimieren?
Wie ist sein Gewicht (leg sie auf eine Waage,
Herstellerangaben ist da nicht unbedingt zu vertrauen)?
Fühlst du dich im Sack wohl?
Ist der Bezugsstoff angenehm?
Ist der Schlafsack zu eng/ unbequem (Bedenke jedoch auch, dass
ein zu weiter Schlafsack kälter ist als ein engerer bei
gleichem Gewicht.)?
Wenn du die Kapuze bis auf ein Atemloch verschließt, ist es
dann über Mund und Nase, oder irgendwo anders?
Passt die zugezogene Kapuze?
Und was ist mit den
Bezugsstoffen?
Normale daunendichte Kunstfaser ist für die meisten Zwecke
ausreichend. Der Innenbezug sollte sich auf der Haut gut
anfühlen- ausprobieren. Baumwolle als Innenbezug fühlt sich
zwar prima an, trocknet aber irre langsam. Wenigstens eine
Seite des Schlafsacks sollte Dunkel (am besten schwarz) sein.
Zum Trocknen legt man dann diese Seite in die Sonne, so ist
die Trockenzeit am geringsten. Farbe ist jedoch kein
Kaufkriterium.
Wasserdichte Bezugsstoffe behindern schlimmstenfalls den
Feuchtigkeitsdurchgang, und sorgen für eine feuchtere Daune
(Isolationsminderung). Wer im Zelt oder unterm Tarp schläft,
der braucht solche Spezialstoffe nicht, bei einer Benutzung
gänzlich ohne Dach, oder im Biwaksack mögen sie evtl. sinnvoll
sein.
Was gibt es bei der
Schlafsackkonstruktion zu beachten?
Die Daune muss im Schlafsack am verrutschen gehindert werden.
Dafür werden in den Schlafsack diverse Trennwände eingenäht.
Die einfachste Art so etwas zu machen ist das Durchsteppen.
Hier werden einfach Außen- und Innenbezug miteinander vernäht.
Das bedeutet auch das an er Naht selbst keine Isolierung ist,
die Folge sind kalte Stellen. Für reine Sommerschlafsäcke mag
diese Konstruktion ausreichen- ein 3 Jahreszeiten Sack braucht
etwas besseres.
Auch einfach und gut ist die H- Kammer Konstruktion. Hier
werden aus dünnem Stoff (Moskitonetz) senkrechte Trennwände
eingearbeitet. Außen- und Innenbezug berühren sich nie, und es
entstehen keine kalten Stellen. Diese Konstruktion ist noch
sehr leicht, und einfach (preiswert) herzustellen und für
einen 3 Jahreszeitenschlafsack absolut ausreichend.
Aufwändigere Konstruktionen treiben vor allem Preis und
Gewicht in die Höhe, und bringen bei 3 Jahreszeiten
Schlafsäcken keinen nennenswerten Vorteil.
Welche Ausstattung ist
wichtig?
Ich würde auf eine Reisverschlussabdeckung und einen
Wärmekragen achten (beides ist bei reinen Sommersäcken rel.
unnötig) und auf eine einigermaßen dicht verschließbare Kapuze
mit Atemloch am der richtigen Stelle.
Sachen wie anatomisches Fußteil, angeschnittene Kammerwände,
riesige Reißverschlussklemmleisten, Uhrentaschen,
Wertsachentaschen etc. sind Verkaufsargumente welche oft von
den wichtigen Dingen wie Daunenqualität und –menge ablenken
sollen.
Und mit welchen Ausgaben muss
ich rechnen?
Hängt natürlich sehr stark vom Geldbeutel ab. Ein sehr guter 3
Jahreszeiten Schlafsack kann schon mal 200 € und vielleicht
sogar darüber kosten. Falls man in der glücklichen Lage ist
den Schlafsack nicht sofort zu brauchen, so kann man auch mal
etwas länger die Läden und das Internet nach Sonderangeboten
durchstöbern. Für um die 150 € sollte man dann auf jeden Fall
fündig werden.
Es lohnt sich durchaus auch mal Schlafsäcke anzusehen die viel
teurer und viel billiger sind als man ausgeben will. Bei den
billigen kann man evtl. ein Schnäppchen machen, bzw. man weis
dann was man nicht will, und bei den teureren erkennt man dann
oft auf was es ankommt. Teurere Säcke verwenden wie schon
gesagt oft bessere Daune und leichtere Bezugsstoffe, sie sind
also bei gleicher Wärmeleistung meist leichter. Ob die Paar
Gramm Gewichtsersparnis jedoch den finanziellen Aufwand wert
sind, sei dahingestellt.
Verdammt, nun liege ich im
Wald und friere doch wie ein Schneider, was soll ich tun?
Zuerst sorge für gute Bodenisolation, die Schlafsackunterseite
wird zerknautscht und wärmt dann so gut wie gar nicht mehr.
Deshalb Isomatte, drunter, falls die nicht reicht, dann noch
Tannenreisig oder Laub unterlegen. Setze eine Mütze auf, und
ziehe alles, was noch trocken ist, an. Das Gerücht, das ein
Schlafsack nur wärmt wenn man in Unterhose reinsteigt ist
völliger Blödsinn, es ist jedoch kontraproduktiv sich soviel
Kleidung überzustreifen bis man aussieht wie eine Presswurst-
das behindert evtl. die Loftentwicklung und den Blutkreislauf.
Iss viel und reichlich (auch extra fettiges schadet nicht) zu
Abend. Koche ’nen heißen Tee und mach deine Trinkflasche mit
heißem Wasser voll und steck sie als Wärmflasche in den
Schlafsack. Hilft alles nix, dann pack deinen Kram zusammen
und wandere weiter. Schlaf kannst du in der Mittagssonne immer
noch nachholen.
(c) by Christian Wagner 2004
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Wer friert ist faul oder dumm.
Entweder er hat die richtigen Klamotten nicht mit- das ist
dumm,
oder er ist zu faul sie aus dem Rucksack zu holen.