Catenary Cut

Spannt man eine Stoffbahn zwischen zwei Fixpunkten, so wird sie immer etwas durchhängen, egal wie stark man sie spannt. Deshalb werden sich immer entlang der Linie zwischen den Fixpunkten Falten finden. Bei Tarps oder beim Zelten sind diese Falten eigentlich unerwünscht. Sie neigen zum Flattern im Wind und Kondenswasser läuft eventuell nicht mehr ungehindert zum Rand des Tarps ab, außerdem sieht das Zelt im Katalog mit Falten nur halb so schnittig aus wie ohne Falten.

Tarp ohne Catenary Cut

Das oben im sog. diamond pitch aufgebaute Tarp hat entlang der gespannten Diagonalen die o. g. Längsfalten ausgebildet. Diese können durch eine stärkere Stoffspannung zwar minimiert, aber nie komplett eliminiert werden. Die Stoffspannung ist außerdem durch die Bruchlast des Materials und vorher wahrscheinlich durch die Haltekraft der Heringe begrenzt.

Tarp mit Catenary Cut

Um diese Falten zu verhindern und somit eine gleichmäßigere Spannung auf die gesamte Stofffläche zu bringen muß das überschüssige Material weg. Dies erreicht man mit einem sogenannten Catenary Cut (kurz auch catcut genannt). Die Firstnaht im oben fotografierten Tarp ist als ein solcher catcut ausgeführt, die Längsfalten treten dort nicht auf.

Der Catcut folgt theoretisch einer sogenannten Kettenlinie. Das ist die Kurve die eine an zwei Punkten aufgehänge Kette beschreibt. Eigentlich ist die genaue Form der Kurve egal, solange die Steigung der Kurve vom Fixpunkt bis zur Mitte stetig fällt. Im Prinzip träfe das z. B. auch auf Kreisabschnitte, Parabeln oder eben Kettenlinien zu. In der Praxis, beim Zeltbau, beträgt der Durchhang der Kurve auf 2m nur 2-5 cm. Die genaue Form der Kurve spielt bei diesen flachen Kurven kaum eine Rolle, im Prinzip befinden sich die Unterschiede weit innerhalb der Ungenauigkeit durch den Zuschnitt.

Man kann die genaue Form der Kurve z. B. bestimmen in dem man z. B. eine Schnur mit dem gewünschten Durchhang an der Wand aufhängt, viel einfacher geht es aber IMHO mit ein Paar Koordinatenpunkten.


Länge X
0
1/8
2/8
3/8
4/8
5/8
6/8
7/8
8/8
Durchhang Y in %
0%
46%
74%
94%
100%
94%
74%
46%
0
Durchhang=4 cm
0 cm
1,8 cm
3 cm
3,7 cm
4 cm
3,7cm
3 cm
1,8 cm
0 cm
Durchhang=3cm
0 cm
1,4 cm
2,3 cm
2,8 cm
3 cm
2,8 cm
2,3 cm
1,4 cm
0 cm

So sehr man eine Kettenlinie staucht oder streckt, die eigentliche Form bleibt immer gleich. Deshalb kann man mit einer einfachen Tabelle jede gewünschte Länge X und den Prozentsatz vom maximalen Durchhang Y bestimmen. Man unterteilt die Strecke zwischen den Fixpunkten in Achtel, bestimmt den Prozentsatz vom gewünschten Durchhang an den jeweiligen Abschnitten. Exemplarisch habe ich noch für den Maximaldurchhang 3 cm und 4 cm die fertigen Werte angegeben. Danach verbindet man die einzelnen Punkte miteinander zu einer weichen Kurve. Mit etwas Übung bekommt man die Kurve auch freihändig ausgeschnitten. Voilá.

Wieviel Catcut?
Man sollte darauf achten nicht zuviel Material wegzunehmen also den Durchhang zu groß zu machen, da sonst die Kopffreiheit im Zelt zu sehr eingeschränkt wird. Ein Beispiel hierfür ist das Sphinxtar welches zwar handwerklich toll gemacht ist, straff steht wie ein Trommelfell, mir aber in der Höhe deutlich zu eng wäre. Zwei bis vier cm Durchhang sind wahrscheinlich ein guter Wert. Bei Pyramiden mit 4 Ecken eher mehr, bei Pyramiden mit mehr als vier Ecken eher weniger Durchhang. Natürlich spielt die Länge der Naht ebenfalls eine Rolle. Eine Nahtlänge von 2 Metern braucht natürlich mehr Durchhang als eine Länge von nur einem Meter um die Stofflächen straff zu bekommen.

Catcut am Bodensaum?
Die Unsitte am bodennahen Saum ebenfalls einen Catcut anzubringen halte ich für ungünstig. Klar ist dann der Saum dann toll straff, allerdings ist so bodennah die Gefahr des Flatterns von Haus aus geringer und außerdem stiehlt ein konvex geschnittener Saum natürlich direkt überdachte Fläche. Ein Beispiel hierfür wären z. B. sog. Wingtarps die zwar cool aussehen, aber irgendwie hat man schon von Anschauen Sorge das es einem auf die Isomatte regnet wenn der Regen etwas schräg fällt.

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